Allgemeines
1. Ende März 2016 verbreitete die Hamas-nahe Nachrichtenagentur Shihab ein Videoclip, in dem zu sehen ist, wie ein palästinensischer Lehrer, seinen Schülern die Ideologie des Hasses und des bewaffneten Kampfes gegen Israel einprägt. Dabei benutzt er das arabische Alphabet als didaktisches Mittel. Noch bevor man ihnen das Alphabet beibringe, müssten die palästinensischen Kinder die „Grundlagen der palästinensischen Existenz“ kennenlernen, erklärt der Lehrer seinen Schülern (https://www.youtube.com/watch?v=sInsmCJrh4s&feature=youtu.be).
2. Der Name der Schule wird im Clip nicht genannt, doch eine Überprüfung des Informationszentrums (einschließlich Abgleich des im Clip gezeigten Bildes mit Bildern von Schulen) ergab, dass das Bild im Clip die Rudolf Walther-Schule in Deir El-Balah zeigt, deren Bau von deutschen Spendengeldern finanziert wurde. Es handelt sich um einen Komplex von drei öffentlichen Schulen, die dem Innenministerium im Gazastreifen unterstehen, das wiederum dem palästinensischen Innenministerium in Ramallah untersteht. Der Komplex umfasst eine Grundschule für Jungen, eine Grundschule für Mädchen und eine High School für Jungen. Das pädagogische Ziel der Schule, laut seiner Facebook-Seite, ist es, zu „richtigen Werten zu erziehen und das Bewusstsein für ein blühendes muslimisches Vaterland zu fördern“ (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 31. März 2016).
Links: Innenhof und Fassade der Rudolf Walther-Schule in Deir El-Balah, deren Bau von deutschen Spenden finanziert wurde (youtube, 2012). Die Überprüfung des Informationsministeriums ergab, dass es sich um die im Shihab-Clip gezeigte Schule handelt; rechts: das Bild des Schulgebäudes, das im Videoclip der Nachrichtenagentur Shihab gezeigt wird, in dem ein Lehrer seinen Schülern die Ideologie des Hasses und der Gewalt gegen Israel predigt (youtube, 30. März 2016)
Das Titelbild der Facebook-Seite der Rudolf Walther-High School für Jungen. Rechts ist das Emblem der Palästinensischen Autonomiebehörde zu erkennen, handelt es sich doch um eine öffentliche Schule, die dem Erziehungsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde untersteht.
3. Die Facebook-Seiten der drei Rudolf Walther-Schulen geben Einblick in die Botschaften, die den Heranwachsenden durch die formelle und informelle Erziehung in dieser Schule (und in anderen Schulen) weitergegeben werden. Dieses Bildungssystem vermittelt den Schülern die Werte des radikalen Islam und erzieht sie zum Hass auf Israel. Zudem erhalten die Schüler paramilitärisches Training, das sie auf die spätere Mitgliedschaft in der Hamas vorbereiten soll. Die anti-israelische Gehirnwäsche, wie sie im Shihab-Clip zum Ausdruck gebracht wird, ist somit keine Ausnahme, sondern reiht sich in die verschiedenen bewusstseinsbildenden und paramilitärischen Aktivitäten ein, die in der Rudolf Walther-Schule stattfinden. |
4. Der Bau des Schulkomplexes wurde durch eine Spende des deutschen Unternehmers Rudolf Walther finanziert. Bei einem Besuch deutscher Vertreter (2012) wurde die Schule mit deutschen Fahnen geschmückt (siehe Anlage a). In der mit deutschen Geldern finanzierten Schule werden also Kinder zu Hass und Terror erzogen und erhalten gar eine paramilitärische Ausbildung zu diesem Zweck.
Aktivitäten der Studentenorganisationen der Hamas und des Islamischen Dschihad – Palästina an dieser Schule
5. Der sogenannte Islamische Block, die Studentenfraktion der Hamas, vergab am 17. Februar 2016 Preise an ausgezeichnete Schüler (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 17. Februar 2016). Am 18. Februar 2016 veranstaltete die “Islamische Vereinigung” (Al-Rabita Al-Islamiya), die Studentenfraktion des Islamischen Dschihad – Palästina, „Kulturaktivitäten“ und Wettbewerbe für die Schüler (Website Al-Rabita Al-Islamiya, 18. Februar 2016).
Rechts: Preisübergabezeremonie des “Islamischen Blocks” an ausgezeichnete Schüler (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 17. Februar 2016); links: Die Islamische Vereinigung, die Studentenfraktion des Islamischen Dschihad – Palästina berichtet auf ihrer Website von „Kulturaktivitäten“ und Wettbewerben, die sie in der Schule durchführten (Website der Al-Rabita Al-Islamiya, 18. Februar 2016). Auf der Website sind Plakate dargestellt, darunter auch die Bilder des ehemaligen Anführers des Islamischen Dschihad – Palästina, Fathi Shkaki, der von Israel gezielt liquidiert wurde, und von fünf weiteren Aktivisten der Organisation, die von der israelischen Armee getötet wurden (am 6. Oktober 1987)
6. Die Schule empfängt regelmäßig religiöse Vertreter und politische Propagandisten, um die Indoktrinierung der Schüler zu vertiefen. In diesem Rahmen besuchte der Prediger Sheikh Yassin Abu Rajuan[1] die Schule und hielt dort eine religiöse Predigt vor den versammelten Schülern (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 24. März 2016). Am 27. Februar 2016 startete die Schule eine Woche der Pflege „islamischer Werte“ im Alltag. Die Aktivitäten wurden in Zusammenarbeit mit dem „Islamischen Block“ der Hamas durchgeführt (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 27. Februar 2016). Zudem empfing die Schule den Prediger Sheikh Ibrahim Darwish, Beauftragter für die Heiligen Stätte im mittleren Abschnitt des Gazastreifens. Auf einer weiteren Facebook-Seite der Schule sind Bilder eines Besuchs der politischen Kommission des von der Hamas geführten Innenministeriums im Gazastreifen zu sehen, die einen Vortrag vor versammelten Oberstufenschülern halten. Die „islamischen Werte“, die den Schülern vermittelt werden, beruhen auf dem radikalen Islam, der von der Hamas vertreten wird, deren ideologische Wurzeln in der Muslimbruderschaft begründet sind.
Paramilitärisches Training der Hamas auf dem Schulgelände
7. Die Rudolf Walther-High School für Jungen ist auf einer Liste aufgeführt, die das von der Hamas kontrollierte Erziehungsministerium im Gazastreifen im Januar 2014 veröffentlichte. Die Liste umfasst die Namen von 46 Schulen, an denen sogenannte „Al Fatwa“- Ausbildungslager (Al-Fatwa für „Heldentum“, „Jugend“) in Zusammenarbeit mit dem (ebenfalls von der Hamas dominierten) Innenministerium stattfanden (siehe Anlage b).
8. Bereits im April 2013 fanden auf dem Gelände der Rudolf Walther-High School für Jungen paramilitärische Trainingseinheiten im Rahmen des „Al-Fatwa“-Projekts statt (ähnliche Übungen dürften auch in den Folgejahren stattgefunden haben). Die Schule veröffentlichte ein Videoclip, in dem Schüler bei Körperübungen, beim Drill, beim Hantieren mit Waffen sowie beim Zerlegen und Zusammensetzen von Waffen zu sehen sind. Der Clip wurde auf youtube hochgeladen (am 12. April 2013). Nachfolgend eine Auswahl von Standbildern des Clips:
Aktivitäten zur Stärkung des ideologischen Bewusstseins in der Rudolf Walther-Schule
9. In der Rudolf Walther-Schule finden auch von der Hamas inspirierte Aktivitäten zur Förderung des ideologischen Bewusstseins statt, die den Zweck verfolgen, den Hass auf Israel und dessen Symbole bei den Heranwachsenden zu vertiefen. Zu diesem Zweck werden verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, wie etwa der „Tag der Erde“[2]. Neulich wurde der „Tag der Erde“ an der Schule mit einer Aufführung begangen, in der Schulkinder israelische Soldaten spielten, die einen greisen Palästinenser angreifen. Zudem wurde eigens eine Graffiti-Wand hergerichtet, auf der ein israelischer Soldat dargestellt ist, der palästinensische Kinder bedroht (Facebook-Seite der Rudolf Walther-Grundschule für Jungen, 31. März 2016).
Die „Al-Fatwa“-Theatertruppe der Rudolf Walther-High School für Jungen bei einer Aufführung in der Mamduh Sidam-Mädchenschule im Flüchtlingslager Nusseirat im mittleren Abschnitt des Gazastreifens (5. Mai 2013). Teil der Aufführung ist die israelische Fahne am Boden, die von einem Fotografen als Fußabtreter benutzt wird (Facebook-Seite der Rudolf Walther-High School, 8. Mai 2013)
[1] Sheikh Yassin Abu Rajuan ist Einwohner von Deir El-Balah, hat an der Islamischen Universität von Gaza die Grundlagen der Religion des Islam studiert und wirkt als Imam der Ali Ibn Abu Taleb-Moschee im Viertel Shujaiyya im Osten der Stadt Gaza sowie als Prediger der Abteilung für religiöse Bildung der Leitung des Amtes für religiöse Stätten im mittleren Abschnitt des Gazastreifens.
[2] Der „Tag der Erde“ist der Tag, an dem die israelischen Araber seit 1967 ihre Verbundenheit mit ihrem Land und den Widerstand gegen die Landenteignung zum Ausdruck bringen.